Wiener Wohnungsbaumodell dient als Anregung

Konferenzteilnehmer sehen Österreich als Vorbild/Hansa-Investor Elgeti greift zu einem extremen Vergleich

In der Hanse Messe haben sich am Sonnabend Experten und Interessierte zu einer wohnungsbaupolitischen Konferenz der Friedrich-Ebert-Stiftung getroffen. Teilnehmer waren unter anderem Bauminister Christian Pegel (SPD), der Aufsichtsratsvorsitzende der TAG Immobilien AG und Hansa-Investor, Rolf Elgeti, sowie die Direktorin des kommunalen Wohnungsunternehmens Wiener Wohnen, Karin Ramser.

Die meisten der 50 Teilnehmer zeigten sich begeistert vom sogenannten Wiener Modell, das seit 100 Jahren einen großen kommunalen Wohnungsbestand

aufgebaut hat. So kann die österreichische Hauptstadt vergleichsweise geringe Mieten ermöglichen. Durch diese Wohnungsbaupolitik gebe es keine Entmischung der Bevölkerungsschichten in Wien, so Ramser. Dennoch können sie für angespannte Wohnungsmärkte im Land und auch in Rostock kein Patentrezept ausstellen. Schwierig sei es, der großen Nachfrage und den Mietsteigerungen der vergangenen Jahre, vor allem in begehrten Lagen, entgegen zu wirke

n. „Es ist in Wirklichkeit ein Mix aus Wohnungen der Gemeinde, gefördertem Wohnraum und privatem Markt“, so Ramser.

Das Wiener Modell könne nicht eins zu eins auf die Hansestadt übertragen werden, sagt auch die Rostocker Bauamtsleiterin Ines Gründel. „Aber Wien dient als Anregung“, sagt sie. Insgesamt würde sie sich mehr Offenheit für neue Wohnmodelle in der Hansestadt wünschen. Laut Bauminister Pegel habe das Land mit der Mietpreisbremse, die bei Neuvermietung eine Erhöhung auf maximal 10 Prozent deckelt, einen ersten Schritt gemacht, um das Wohnungsproblem in größeren Städten in MV anzugehen. Jedoch wurde sich damit nur Zeit erkauft, um größere Steigerungen zu dämpfen. Eine wirkliche Entlastung könnte nur der Bau neuer Wohnungen bringen, so der Minister. Bei Rolf Elgeti kam diese Wohnungspolitik überhaupt nicht gut an. Nach Teilnehmerangaben soll der Immobilieninvestor zur Mietpreisbremse gesagt haben: „Wenn der Kommunismus erst einen Schritt geht, dann geht er morgen den zweiten.“ Ferner verglich er das politische Instrument, das für Greifswald und Rostock noch bis 2023 gilt, mit Verhältnissen in Diktaturen wie Nordkorea und Kuba. So heruntergekommene Wohngebäude werde es unter jetzigen Voraussetzung auch bald in Deutschland geben.

Text und Bild: Stefan Menzel, Norddeutsche Neuste Nachrichten

 

Tagesprogramm der Wohnungspolitischen Tagung: